Skitour auf den Großvenediger

Höhe: 3666 m

Route: durch das Obersulzbachtal, Übernachtung auf der Kürsingerhütte

Zeitpunkt: Anfang April

Dauer: Tag 1: 7 Stunden, Tag 2: 9 Stunden (reine Gehzeit)

Must-Haves: Skitouren-Ausrüstung und Gletscher-Ausrüstung

Tipps: möglichst bald Schlafplätze auf der Hütte reservieren, 50 UVP Sonnencreme und Kopfbedeckung einpacken, Lawinenwarnstufe checken!

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Seitdem ich das erste Mal vom „Skiberg Großvenediger“ hörte, war ich vom Gedanken begeistert, einen so hohen Berg mit Ski zu besteigen. Jedoch dauerte es eine Weile, bis ich mich durchringen konnte, dieses Projekt wirklich anzugehen. Anfang April ging es bei angekündigtem Kaiserwetter dann doch auf das Dach Salzburgs. Die Wettervorhersage hatte auch nicht gelogen, denn das Wetter war traumhaft.

Wir starteten unsere Tour am Parkplatz Hopfelboden, da ein Transfer weiter ins Hochtal hinein noch nicht möglich war (eine Lawine 30 Minuten Gehzeit vom Parkplatz entfernt hatte die Straße blockiert). So erwartete uns ein etwa 15 Kilometer langer Zustieg zur Kürsingerhütte, von dem wir ungefähr ein Drittel der Zeit unsere Ski und Schuhe tragen mussten. Kurz vor der Postalm konnten wir dann endlich unsere Ski anschnallen und unsere Schultern entlasten.

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Blick taleinwärts (im Hintergrund der Große Geiger)

Nach einer kurzen Rast ging es dann weiter, immer Richtung Großer Geiger, der seit einigen Kilometern den Horizont schmückte. An der Materialseilbahn der Kürsingerhütte vorbei, ging es über einen kurzen Aufschwung höher ins Tal und weiter über den seit 2004 existierenden See. So weit, so gut – von nun an wurde es anstrengend!

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zugefrohrener Gletschersee, im Hintergrund der Großvenediger

Das Problem mit dem Kaiserwetter war, dass es sehr heiß wurde und sich kein Lüftchen regte, der reflektierende Schnee tat dann sein Übriges! Neben einem Sonnenbrand – trotz 50 UVP Sonnencreme und Kopfbedeckung – zog ich mir einen leichten Sonnenstich zu, der sich aber am Abend wieder legte.

Nach acht Stunden erreichten wir erschöpft die Kürsingerhütte, die von etwa 180 weiteren Bergsteigern belagert wurde (max. Kapazität 150 Schlafplätze!).

Trotz Reservierung einige Tage zuvor, mussten wir uns also mit einem Notlager am Gang neben den Toiletten begnügen, was nicht unbedingt einen erholsamen Schlaf förderte.

Am nächsten Morgen kam bereits um 4:50 Uhr Bewegung in die Truppe und alle packten und stöberten in ihren Rucksäcken. Nach dem Frühstück ging es gegen 6 Uhr los Richtung Gletscherboden, wo wir uns in zwei Seilschaften aufteilten und uns anseilten.

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WP_20170409_11_10_31_ProDen zweiten Tag empfand ich viel angenehmer als den ersten – es war schlicht nicht mehr so heiß. Es war sogar ziemlich frisch und weiter oben pfiff uns der Wind um die Ohren – gut dass ich Kleidung für verschiedene Temperaturen eingepackt hatte. In knapp 4,5 Stunden ging es durch die beeindruckende Gletscherlandschaft zum Gipfel, welchen wir um 11:30 erreichten. Begeistert vom Panorama eilten wir (noch immer am Seil) vom Skidepot zu Fuß, zum Gipfelkreuz auf 3666 Höhenmetern, um schnell einige Fotos zu machen. Von einem einsamen Gipfel konnten wir nämlich nicht sprechen, eher mussten wir Platz für die Nächsten machen.

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Gipfelpanorama Nord-Ost

Anschließend konnten wir endlich abfellen und die Abfahrt antreten. Darauf hatte ich mich schon sehr gefreut, denn beim Anstieg hatten wir bereits einen fast unbefahrenen Hang mit Pulverschnee ausgemacht. Und tatsächlich waren die ersten 1000 Höhenmeter nach der Venedigerscharte Powder, windgepresst, aber immerhin! Anschließend folgten wenige 100 Höhenmeter Firn und danach leider Nassschnee (vor allem dort, wo der Hang in einem Trichter endet und alle Tourengeher durch einen engen Korridor fahren müssen). Die restliche Abfahrt war dann bis zur Postalm fast ausschließlich auf der Forststraße zu bewältigen. Dort verstauten wir die Ski auf unseren Rucksäcken und stapften talauswärts. Kurz nach der Postalm war ich dann froh, meine Turnschuhe anziehen zu können, die wir am Vortag unter ein paar Wurzeln versteckt hatten.

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ein paar 100 Höhenmeter Pulverschnee…

K.O., aber glücklich erreichten wir dann endlich gegen 16:00 die Autos und ich konnte den Rucksack von meinen schmerzenden Schultern nehmen.

Die Tour auf den Großvenediger habe ich als wunderbaren Ausklang der Tourensaison erlebt, die man jedoch nicht unterschätzen sollte. Ohne Taxitransfer ist der Zustieg sehr lang und das Tragen der Ausrüstung kräftezehrend. Grundlegende Erfahrung beim Begehen von Gletschern, das Anseilen im Gletschergebiet und eine sichere Lawinenlage sind unbedingt erforderlich. Unerfahrene Tourengeher sollten einen erfahrenen Kameraden oder einen Bergführer mitnehmen. Außerdem sollte die Tour nicht zu früh in der Saison geplant werden, da die Witterung und Lawinenlage dies zu gefährlich machen würde.

Ein krönender Abschluss des Winters, der Lust macht auf weitere Bergtouren im Frühling und Sommer!


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