Anfang Oktober konnte ich doch noch, eher spontan, meine Tour auf das Große Wiesbachhorn umsetzen. Ursprünglich wollte ich die Tour über den Kaindlgrat als Trainingstour für die Beisteigung des Großglockners nutzen, jedoch machte uns ergiebiger Schneefall während der Nacht vor dem Aufstieg einen Strich durch die Rechnung.
Es war das Ende der Tourensaison und das Wochenende, an dem wir die Tour machten, war das letzte, an dem die Heinrich-Schwaigerhütte geöffnet hatte (abgesehen von einem Winterraum für Touren außerhalb der Saison). Die Wettervorhersage war ausgezeichnet und wir reservierten bereits Mitte der Vorwoche, um auch sicher einen Schlafplatz zu bekommen – diese Angst war jedoch unbegründet.
Wir kamen Samstag gegen Mittag beim Parkhaus am Talende an und fuhren mit dem Bus vom Alpengasthof Kesselfall zum Schrägaufzug. Die Fahrt dauerte nur wenige Minuten und oben angekommen ging es mit dem nächsten Bus auch gleich weiter. Für ambitionierte Bergsteiger gibt es einen Bus sehr früh am Morgen, mit dem sich die Tour aufs Wiesbachhorn dann auch an einem Tag ausgeht. Die Fahrpläne findet man auf der Homepage des „Verbunds“, der die Hochgebirgsstauseen betreibt.
Die Busfahrt endete knapp über 2000 hm beim oberen der beiden Stauseen. Die Aussicht war herrlich und mit viel Fantasie konnte man schon vom Ausgangspunkt unserer Tour die Hütte sehen. Wir überquerten die Staumauer ostwärts, um zum Ausgangspunkt des Weges zu gelangen. In steilen Serpentinen schlängelte sich der Weg empor und schon bald wanderten wir im Schnee. Man musste etwas aufpassen, da durch den schmelzenden Schnee so mancher Stein rutschig war bzw. sich Schneematschtümpel gebildet hatten, die ebenfalls rutschig waren. Jedoch hatten wir die gut 800 hm bald hinter uns gelassen und standen vor der Heinrich-Schwaigerhütte. Die Terasse konnten wir noch gut für ein Sonnenbad nutzen und gönnten uns im Anschluss ein leckeres Abendessen.
Am Morgen starteten wir erst gegen 7 Uhr, da es von der Hütte aus nur 750 hm Aufstieg sind. Die Steigeisen zogen wir gleich auf der Terasse an und konnten sie ein paar hundert Meter weiter bei der ersten und einzigen Klettersteigpassage gleich gut gebrauchen. Der Schnee war fest gefroren und sehr griffig und wir machten schnell Boden gut. Als wir den unteren Fochezkopf und somit die 3000 hm erreichten, konnten wir einen ersten Blick auf unser Tagesziel werfen. Das Wetter hätte nicht besser sein können und der Kaindlgrat war in seiner vollen Länge zu sehen. Außerdem waren mitlerweile die Gipfel ringsum in der Sonne und die Aussicht auf den Großen Bärenkopf, die Hohe Dock oder die Bratschenköpfe war einmalig.
Nach einem Müsliriegel ging es weiter den Grat entlang und schließlich, kurz vor dem letzten Gipfelanstieg, zeigte sich auch der höchste von allen, der Großglockner. Wir erklommen die letzten Meter und konnten das herrliche Panorama der Glocknergruppe bei annähernder T-Shirt-Temperatur genießen.
Der Abstieg gelang uns problemlos und wir saßen noch einige Zeit auf der Heinrich-Schwaigerhütte in der Sonne.
Die Tour ist vor allem im Sommer auch für Hochtourenanfänger geeignet, da man lediglich kurz Kontakt mit dem dort spaltenfreien Gletscher hat. Wir hatten zwar Gletschergrundausrüstung mit, brauchten diese aber nicht. Auch die Tatsache, dass man die gut 1500 hm auf zwei Tage aufteilen kann, macht die Tour für Anfänger oder Bergsteiger, die sich ohne viel Aufwand für Höheres akklimatisieren wollen, attraktiv.
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