Letztes Wochenende war es wieder einmal Zeit für die großen Berge! Der eigentliche Plan war der Großvenediger Nordgrat, jedoch war die Kürsingerhütte an diesem Wochenende bis auf den letzten Platz voll – was auch ein riesiges Getümmel am Gipfel ergeben hätte.
Also welche Alternativen gibt es? In dieser Größenkategorie nicht mehr viele. Vor allem kaum eine, die eine mehr als fünfstündige Autofahrt je Richtung mit sich bringt.
Wir entschlossen uns für die Glocknerwand, genauer für die Hofmannspitze. Nicht nur weil sie neben dem Großglockner etwas unscheinbar wirkt und wir dadurch hofften, nicht allzu vielen anderen Seilschaften zu begegnen, sondern auch weil wir im Hinterkopf die komplette Glocknerwand Überschreitung haben und uns so einmal die erste Etappe ansehen wollten.
Den Zustieg zur Stüdlhütte erledigten wir bereits am Samstag, um am Sonntag dann absolut stressfrei die Tour genießen zu können. Wir hatten einen entspannten Abend auf der Hütte und gingen gegen 22 Uhr ins Bett.

Der Wecker läutete um 4:45. Ein paar wenige Seilschaften waren bereits vor uns aufgestanden, die, wie sich später herausstellte, die komplette Überschreitung bei nicht optimalen Bedingungen wagten.



Nach dem Frühstück ging es um 5:40 los und wir stiegen gemeinsam mit den “Stüdlgrat-Leuten” Richtung Luisenkopf auf. Dort ging es angeseilt und mit Steigeisen bewaffnet über den Gletscher direkt auf die Wand zu. Wir hielten uns lange rechts am Grat und querten beim Einstieg des Stüdlgrats dann nach links unter die Glocknerwand. Leicht ansteigend ging es anschließend zu einem kurzen Steilstück, das mit teilweise sehr großen Spalten durchsetzt war – manchmal ist es wohl besser nicht zu wissen, was sich gerade unter einem befindet, so macht man sich einfach weniger Gedanken. An dieser Stelle ist ein guter Orientierungssinn im Gletschergelände und gute Seildisziplin wichtig, da die Konsequenzen keinesfalls zu vernachlässigen sind.


Wir kamen ohne Zwischenfälle sehr schnell voran und erreichten nach dem letzten flacheren Stück den Grat zwischen Teufelskamp und Glocknerwand.
Hier packten wir das Seil wieder ein und die Kletterei begann. Zuerst über eher lockeres und bröseliges Gelände und später über perfekte Gratkletterei ging es frei und ungesichert Richtung Gipfel. Vereinzelte Stellen sind nicht zu unterschätzen und die Bewertung mit Kletterei im 2. Grad trifft zumindest auf den letzten Aufschwung zum Gipfel (3 Meter) unserer Meinung nicht ganz zu – wir hätten hier eine 3- vergeben (oder wir haben schlicht den einfachen Weg übersehen).




Das Gelände ist teilweise sehr ausgesetzt und man sollte sich beim Klettern mit festen Bergschuhen bzw. früher in der Saison auch mit Steigeisen sicher fühlen, da man bis auf einige Köpfelschlingen und dem ein oder anderen mobilen Sicherungsgerät nicht sichern kann. Wir gingen den kompletten Grat ohne Seil, da es sich um eine einfache Kletterei handelt (die beherrscht werden muss) und ein Sichern zu zeitaufwändig wäre. Vor allem, wenn man den Zeitdruck der angedachten Überschreitung zum Großglockner bedenkt, wäre ein „übersichern“ kontraproduktiv.

Am Gipfel angekommen konnten wir die Aussicht alleine genießen und hatten alle Zeit der Welt, um auf einem der Pfeiler der Glocknerwand zu jausnen und Pause zu machen. Wie oft hat man die Möglichkeit in Österreich auf einem Gipfel über 3700 hm alleine am Gipfel zu sein? Nicht allzu oft meiner Erfahrung nach!

Nach der Rast nutzten wir den Abseilstand, welcher eigentlich für die Überschreitung und somit für die andere Richtung gedacht wäre, um über die etwas schwierige Stelle vor dem Gipfel abzuseilen. Von dort ging es dann den ganzen Grat retour, was gerade im unteren Teil mit dem eher bröseligen und lockeren Fels nicht ganz ohne ist und ein hohes Maß an Vorsicht bedarf, auch um keine Steine Richtung Vordermann zu schicken.

Am Einstieg angekommen machten wir nochmal kurz Rast und seilten uns dann für den Abstieg über den Gletscher an. Obwohl es schon fast Mittag war, war die Schneeauflage noch sehr kompakt und teilweise gefroren, sodass die Spaltenzone problemlos passiert werden konnte.
Im flachen Gelände entledigten wir uns dann der Steigeisen und zweier Bekleidungsschichten, da es ohne Wind sehr heiß wurde. Den weiteren Abstieg meisterten wir zügig und problemlos, sodass wir rechtzeitig für Kaffee und Kuchen auf der Stüdlhütte ankamen. Nach ebendiesen packten wir unsere sieben Sachen und stiegen den restlichen Weg zum Parkplatz ab.

Die Tour zur Glocknerwand ist eine, verglichen mit dem großen Nachbar wenig begangene, aber sehr lohnende Hochtour. Sie bietet alles, was man von einer schönen und nicht allzu langen Hochtour erwartet – tolle Gletscher und fantastische Gratkletterei in perfektem Panorama – und muss sich somit in keinem Fall hinter dem Großglockner verstecken!
Danke an Claus für die zusätzlichen Fotos! Hier seine Instagram-Seite
Ein Gedanke zu “Glocknerwand – Eine lohnende Alternative zum großen Klassiker”