Viel hat sich im vergangenen Jahr getan – eine Pandemie hat uns im Griff und viele Sparten des Outdoorsports sind davon betroffen. Weniger betroffen hingegen ist der Skitouren-Sektor, dieser boomt stärker denn je.
Viel getan hat sich auch bei Ogso, wie mir der Gründer Tom Seidensticker verriet. Neben den neuen Pressen, welche für jeden einzelnen Ski gebaut wurden, wurden auch die Superrocker Ski neu designt und das nicht nur optisch!
Ich habe den neuen Schwarztor von Ogso in 186 cm für den Vergleich mit dem Vorgängermodell (Beitrag hier) zur Verfügung gestellt bekommen und konnte ihn in den letzten Wochen in den verschiedensten Bedingungen testen – war ja ein verrückter Winter, kein Schnee bis Mitte Jänner, Firn im Februar und Powder Mitte März.



Das sagt der Hersteller über den 2021 Schwarztor
YOU DEMAND ALL THAT A SKI CAN GIVE… TAKE THE SCHWARZTOR
The SCHWARZTOR is an ULTRALIGHT mountain-allrounder for long touring and multi terrain skiing wide enough for serious powder.
It is another of the most successful ski from OGSO. It is easy to handle and extremely versatile to all snow conditions. The CARBON ultra-lightness makes it sprightly and energetic.
With the SUPER ROCKER it is made to turn. It is extremely versatile in all snow and mountain conditions. The short camber makes it extremely agile enjoying short curves and forgiving any mistakes.
The long and high nose tip lets the ski arise and float on the snow and permits you to lean more forward or to stay equilibrated NO MORE LEANING BACK. Having the gravity of your body balanced and centered helps you save a lot of energy and permits you additional reactivity.
Anything that can happen in the mountain is good for you and your ski will handle any situation.
Abmessungen laut Hersteller
Länge: 186 cm
Sidecut: 138 – 106 – 122 mm (Tip – Middle – Tail)
Radius: 22 m
Gewicht: 1575 g





Konstruktion und Form
Bei Länge, Gewicht und Sidecut (Radius) gibt es keine wesentlichen Veränderungen, da sich diese Eigenschaften in den letzten Jahren bewährt haben.
Bei der Rocker-Form des neuen Schwarztors gibt es definitiv die offensichtlichsten Veränderungen. Wesentlich mehr Lauflänge und eine höhere Chamber sind wohl die deutlichsten Neuerungen, die sich beim Fahren auch sehr bemerkbar machen. Der Tailrocker bekam eine wesentlich stärke Biegung und der Frontrocker wurde aufgrund der längeren Chamber auch um einiges steiler als beim Vorgänger. Diese Rockerform ist sehr ähnlich, um nicht zu sagen ident, zum aktuellen Corbets (Review hier), der mit einer Rocker-Chamber-Rocker- Aufteilung von 30 % – 45 % – 25 % sehr verspielt auftrumpft und dem bekannten Atomic Bent Chetler 120 sehr ähnelt.
Eine nicht so deutliche Neuerung ist die neue Montage Empfehlung auf 810 mm vom Skiende – zuvor 790 mm. Im Zusammenspiel mit der neuen Sohlenmitte wurde auch das Carbon-Kreuzband nach vorne versetzt, welches dem Ski viel Torsionsteifigkeit vor der Bindung gibt.
Unauffällig, aber doch neu, wurde in den aktuellen Skiern auch ein anderer Belag verwendet, der noch stabiler und langlebiger ist als dessen Vorgänger.
Zusätzlich wurde ein Band von der vorderen Phenol-Bindungsplatte unter dem Kreuzband hindurch bis zur Skispitze gezogen, welches beim alten Modell lediglich 65 cm lang war. Dieses Band besteht aus Carbon, Aramid und Basalt – Carbon verleiht dem Ski Härte, Aramid und Basalt wirken als Schwingungsdämpfer und erhöhen die Bruchfestigkeit des Skis.
Eine weitere Neuerung ist eine zusätzliche Fiberglasplatte unter der Bindung, welche ähnlich einer Bindungsplatte eines Pistenskis funktioniert, wodurch der Ski unter der Bindung extrem stabil ist, was sich bei viel Kantendruck oder harten Landungen bemerkbar macht.




Performance
Also wie fährt sich der neue Schwarztor verglichen mit dem alten?
Das erste was mir nach den ersten Schwüngen in der Stofferkarrinne – ein fast 50° steile Rinne in Oberösterreich – auffiel, war, dass der Ski trotz seines geringen Gewichtes verdammt stabil ist.
Gut, eine 50° Rinne ist eventuell nicht der beste Ort, um einen neuen Ski zu testen, zeigt aber vielleicht, welches Vertrauen ich in diesen Ski lege, sodass ich, ohne zu zögern eine so fordernde Abfahrt für die ersten Schwünge wählte.


Der neue Montagepunkt macht den Schwarztor sehr verspielt und mit der längeren Tail auch hinten sehr stabil. Das Skiende ist relativ hart, lässt sich aber aufgrund der Rockerform sehr leicht lösen und zur Geschwindigkeitskontrolle oder Variation der Schwungform optimal nutzen.
In steilem Gelände, wie zum Beispiel einer steilen Rinne, beißt sich die neue Rocker-Chamber-Form förmlich in den Schnee. Der Ski vermittelt so ein sehr vertrauenserweckendes Gefühl und macht eine steile Abfahrt mit sehr unterschiedlichen Schnee-Bedingungen zum Genuss. Man kann es auch etwas flotter angehen lassen, da der Ski sehr ruhig und stabil bleibt sowie guten Grip liefert. Aufgrund seiner Form und leichten Bauweise bleibt der neue Schwarztor sehr agil und die Geschwindigkeit kann nach Belieben am Kurvenende angepasst werden.
Verglichen mit dem alten Schwarztor hat er in hartem Schnee oder auf Pisten wesentlich mehr Grip, was sich auf die längere und ausgeprägtere Chamber zurückführen lässt. So werden Pisten nach einem Vormittag im Tiefschnee auch noch zum Genuss. Sollte es dann mal auffirnen und die Pisten zerspurt sein, kann man mit dem neuen Schwarztor ohne Kompromisse diese Pisten hinunterjagen, ohne dass es an Stabilität oder Laufruhe mangelt. Ein Ski, der über 2 kg wiegt, liegt natürlich noch ruhiger im Schnee, aber dafür, dass der Schwarztor so leicht ist und so extreme Rocker hat, ist das schon sehr beeindruckend.
Sehr beeindruckend finde ich auch die Carving-Performance des neuen Modells, die aufgrund der langen Rocker für mich überraschend ist. Wie schon in anderen Reviews gesagt, auf Eis fährt es sich mit 106 mm unter der Bindung einfach nicht mehr gut, aber bei allen anderen Bedingungen macht es viel Spaß den neuen Schwarztor von einem Carvingschwung in den Nächsten zu ziehen.
Anders als der alte Schwarztor, der etwas Tempo brauchte, um ins Fahren zu kommen, gibt das neue Modell sehr schnell Feedback und lässt sich auch bei langsamem Tempo hervorragend drehen. Wedeln in flacherem Gelände macht so sehr viel Spaß – obwohl das nicht wirklich mein bevorzugter Fahrstil ist.



Um beim Feedback zu bleiben – der 2021 Schwarztor gibt aufgrund der neuen Rocker-Chamber-Rocker-Form sehr viel mehr Feedback. Das alte Modell war teilweise etwas zu passiv – man konnte damit alles machen und es machte auch Spaß damit zu fahren, aber ab und zu kam sehr wenig Rebound vom Ski zurück. Der neue Schwarztor gibt viel mehr zurück von dem, was man in einen Schwung investiert – übt man mehr Druck aus, fühlt man wie der Ski den Druck auf den Schnee über die Schaufel besser überträgt und den Fahrer am Kurvenende förmlich aus dem Tiefschnee hebt. Und das, ohne dass der Ski viel schwerer zu fahren wäre als der Vorgänger. Lediglich wenn der Schwerpunkt zu weit nach vor verlagert wird und der Schnee etwas aggressiver ist, bekommt man aufgrund der neuen Montageempfehlung etwas zu viel Druck vorne auf die Schaufel – aber das würde ich als Fahrerproblem sehen, Tempo und Fahrstil müssen in diesem Fall etwas angepasst werden.
Der aktuelle Schwarztor – ähnlich wie der Corbets – will förmlich gedreht werden und zieht einen fast in eine Kurve, wenn man ihn auf die Kante legt. Dennoch kann man ihn auch schnell fahren, ohne dass er unruhig wird. Man kann sich die Rockerform zu Nutze machen und einfach über alles hinweg surfen und bei Bedarf das Skiende ohne großen Aufwand hinausdrücken, um die Geschwindigkeit zu drosseln.
Was mir bei diesem Modell und auch beim Couturier der letzten Saison (Review hier) sowie beim Corbets dieser Saison auffiel, ist, dass sich die Ski schwerer fahren als sie sind – ich weiß nicht wie ich es besser beschreiben kann. Ich würde diese Eigenschaft auf die Fiberglasplatte unter der Bindung, das Kreuzband aus Carbon vor der Bindung und das Dämpfungsband zur Skispitze schieben. Eine für mich sehr geniale Eigenschaft – im Aufstieg und in Gelände, wo Wendigkeit und Leichtigkeit gefragt sind, erfüllt der Ski genau diese Eigenschaften. Legt man den Ski dann in eine Kurve in zerfahrenem oder hartem Schnee, fühlt es sich an, als hätte man einen schwereren sowie gut gedämpften und auch ruhigeren Ski angeschnallt.




Fazit
Der neue Schwarztor macht einen sehr großartigen, vielseitigen und verspielt zu fahrenden Ski noch besser. Er gibt mehr Feedback als sein Vorgänger und liefert mehr Grip in steilem Gelände oder bei harten Bedingungen. Er ist so wesentlich vielseitiger als das alte Modell und macht einfach nur Spaß!
In steilem Gelände und im Wald macht er sehr viel Freude, da er sehr wendig ist. Er macht nicht nur bei klassischem Wedeln im Wald eine gute Figur, sondern auch bei hohem Tempo auf offenen Hängen, wo man den Ski einfach mal laufen lassen kann und sich das Extra an Stabilität bemerkbar macht.
Der Ski ist definitiv eine ausgezeichnete Wahl für jeden abfahrtsorientierten Skitourengeher oder Freerider, der einen verspielten Ski sucht, der auch gerne mal eine steile Rinne mitmacht. Fortgeschrittene und gute Skifahrer können diesen Ski ohne Bedenken auch über Körpergröße wählen, da er sich trotz der größeren Länge leicht fahren lässt.
Ein sehr gelungenes Update, dass Ogso hier abgeliefert hat, und ich hoffe, dass wir in Zukunft mehr solcher geniale Ski von ihnen sehen werden.
Ein Gedanke zu “Der Ogso Schwarztor – ein 2021 Update”